Aphyllophorales News - Holzpilze - Porlinge - Rindenpilze

Dieser Blog stellt einige verbreitete, vorwiegend aber wenig bekannte und zum Teil seltene "Nichtblätterpilze" vor, die an Holz wachsen, und das in Wort und Bild. Die meisten Funde sind aus dem Großraum Frankfurt aber auch aus den Mittelgebirgen oder anderen Teilen der BRD.

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Location: Dribbdebach-Schwaanem, Südhessen

Sunday, November 07, 2010

Cytidia salicina - Blutroter Weidenscheibenpilz

Nr. 84 – Ein Fund aus den österrei-chischen Alpen
Zerstreut vorkommende, submontane bis montane Art der Alpen und des Alpenvor-landes. Ansonsten sehr selten.
Außer in Bayern und Baden-Württemberg gibt es in der BRD nur seltene Einzelfunde in Rheinland-Pfalz, Hessen und einigen neuen Bundesländern. In Europa ist die Art streng an Salixarten (Weide) gebunden.
Cytidia salicina ist allein von ihrer Farbe her eine sehr auffälliger Rindenpilz, der gerne in kleinen Gruppen tote Äste und Ästchen von Salixarten besiedelt und oft eher einen Ascomyceten als einen Rindenpilz vermuten lässt.
Einzelfrucht-körper sind meist zwischen 5 und 30 mm groß, rundlich, kreiselförmig und punktförmig auf dem Substrat angeheftet. Sie können auch zu größeren Flächen zusammenwachsen. Die Oberfläche ist feucht deutlich faltig; die Ränder leicht nach oben gebogen. In frischem Zustand sind die Scheiben weich und elastisch; eingetrocknet hart und brüchig. Im getrockneten Zustand verschwindet auch die leuchtend blutrote Farbe und weicht einem eher stumpfem, dunkel-rötlichen violettbraun. Allerdings sind auch frische FK in der Farbe durchaus variabel und es können auch dunkelrote bis braunrötliche Farben dominieren.
Mikroskopisch ist der Weidenscheibenpilz durch große, bis zu 18µ lange, wurstförmige Sporen und dicht verwobene astförmige Dendrohyphidien gut bestimmbar.
Verwechs-lungsgefahr besteht eigentlich nur bei dunkleren Exemplaren, die man für die am gleichen Substrat wachsenden Exidia recissa (Weidendrüsling) oder diversen Ascomyceten halten könnte.
Die abgebildeten Fruchtkörper wurden im September 2010 im Großen Walsertal fotografiert.

Monday, November 01, 2010

Ceriporiopsis pannocincta - Blassgrüner Knorpelporling

Nr. 83 – Ein Rhein-Main-Fund
Sehr seltene Art; in der BRD bisher nur an Rotbuche. Dieser wachsig-knorpelige, nur resupinat wachsende Porling, mit seinen winzigen, 6 – 8 per mm messenden Poren, wird im Durchschnitt etwa 20 – 30 cm groß, kann aber auch am geeigneten Substrat sehr ausgedehnt und bis zu 1 m und mehr berindete Stämme in der Optimalphase überziehen. Die Fruchtkörper sind ca.1 – 4 mm dick, weißlich, bekommen aber besonders im Porenbereich partiell oder gänzlich eine auffällige, blassgrüne Färbung. Wegen der kaum erkennbare Poren hält man sie daher leicht für eine Corticiaceae. Die FK können gleichmäßig glatt, leicht stufen-konsolen-förmig, aber auch pustelig-unregelmäßig, z.B. durch wachsig-knorpeligen Verwachsungen nahe des weißfaserigen Randbereich geprägt sein. Sterile Teile sind gelegentlich punktiert braunfleckig oder verfärben sich so auf Druck. Gelegentlich findet man an den Poren auch kleine, bernsteinbräunliche Guttationströpfchen.
Zwischen den Röhren und der Trama befindet sich eine gelatinöse, zum Teil etwas dunklere Schicht aus gelatinisierten, dünnen, unter 4μ dicken Hyphen. Das mikroskopisch sicherste und einzigartige Merkmal der Art sind die schmalen, unter 1μ breiten, würstchenförmigen, an Bakterien erinnernden Sporen, die man so nur bei Skeletocutis nivea findet.
Typisch für C. pannocincta ist auch der starke, an junge F. pinicola-Fruchtkörper erinnernde Geruch. Mit etwas Übung kann die Art daher aus der Hand bestimmt werden. Sie ist – wie alle Arten der Gattung – monomitisch, besitzt Schnallen und verursacht im Holz eine Weißfäule.
Der Erstnachweis für die BRD gelang vermutlich I. Nuss im Jahre 1974. Aus den neuen Bundesländern sind dann vereinzelte Funde ab 1977 bekannt (Pilzflora der DDR von 1987). Im Rhein-Main-Gebiet begegneten wir der Art dann mehrmals ab 1983 in den NSGs bei Frankfurt-Mörfelden. Mangels geeigneter Literatur war sie damals für uns noch nicht bestimmbar, was erst nach weiteren Funden in 1986 und entsprechender Nachprüfung gelang (det. Jahn & Grosse-Brauckmann). Eine ausführlichere Beschreibung mit Mikrozeichnungen findet man in der Festschrift zum 25. Jubiläum der Schwarzwälder Pilzlehrschau von 1987.
Die Biotopansprüche von C. pannocincta kann man als unspektakulär bezeichnen. Es sind sowohl feuchte als auch trockene, warme Buchenwälder über eher nährstoffarmen, z.T. sandigen aber auch feuchten, anmoorigen Böden. Sie wächst an geschädigten, stehenden Rotbuchenstämmen ebenso wie an liegenden Stämmen oder Stammresten.
Die abgebildeten Funde wurden im Herbst 2010 im Frankfurter Stadtwald an einem Rotbuchenstammstück fotografiert.